Als ich für meine Promotion in Italien war, habe ich am Forschungszentrum der Europäischen Kommission gearbeitet. Es ist eine eigenartige kleine europäische Blase, die sich um den See herum befindet und Wohlstand, aber auch einige neue Einflüsse mit sich bringt, die normalerweise nicht so schnell italienische Dörfer erreichen würden. Zum Beispiel gibt es Menschen, die sich auf bessere Fußgänger- und Fahrradwege drängen, die Wiedereröffnung stillgelegter Bahnhöfe fordern oder einen kleinen Lebensmittelvertrieb für lokal produzierte Produkte inizieeren (ich bin ein großer Fan von Alveare).
Die Gemeinschaft hat eine lustige kleine E-Mail-Verteilerliste, auf der die Leute jegliche Artikel handeln, bewerben und teilen. Es ist verrückt. Von maßgeschneiderten hypoallergenen Katzen mit unterschiedlichen Augenfarben für 600 € bis hin zu hundert Jahre altem Alkohol, der verschenkt wird, sowie Monster-Schnecken und Kinderwagen. Alles, was man tun muss, ist schnell zu sein und fast sofort auf die E-Mail zu antworten. Ich frage mich, warum niemand im Zentrum angestellt wurde, um zu berechnen, wie hoch der Produktivitätsverlustist, der diese Liste versucht, weil Mitarbeit*innen ständige abgelenkt sind, was es Neues gibt (zumindest war das für mich der Fall). Manchmal hatte ich Glück und fand Italienisch-Lerbbücher, Pflanzen und Möbel. So stieß ich auch auf eine Gruppe, die sich für den Schutz der Biodiversität einsetzt und hauptsätzlich im Frühling aktiv ist, um migrierende Kröten und Frösche von einer Straßenseite zur anderen zu bringen. Die Straße kreuzt die Migrationsroute der Kröten zum Teich, wo sie ihre Eier ablegen.
Kröten retten
Im Februar, wenn die Nachttemperaturen nicht mehr so frostig sind, trifft sich der Verein, um kleine Zäune entlang der Straße aufzustellen. Sie bringen auch Schilder an, um Autofahrer darauf hinzuweisen, langsamer zu fahren und das Bewusstsein für die wandernden Tiere zu schärfen. Sobald die wärmeren Nächte mit Regen zusammenfallen, beginnt die Wanderzeit der Kröten und Frösche, meist im Februar und März. Für diese Abende organisiert der Verein Schichten damit täglich genügend Personen anwesend sind und den Zauns ablaufen, um nach „Bewegung“ zu suchen, wie die Krötenwanderung genannt wird. Wenn Kröten und Frösche vor dem Zaun warten, werden sie in einem Eimer eingesammelt. Sobald der Eimer voll ist, tragen die Freiwillige ihn über die Straße und setzt die Kröten dort frei, wo sie sicher ihren Weg zum Teich fortführen können, um ihre Eier im Teich abzulegen. Allerdings werden die Frösche nur in eine Richtung getragen. Für mich ist bis heute ein Rätsel wie die im Teich geboren Frösche es in den Wald auf der anderen Straßenseite schaffen von wo auch sie im kommenden Jahr ihre Wanderung starten…
Auch andere Kreaturen versammeln sich um den Zaun, wie Feuersalamander und Frösche und eines Abends bin ich sogar einer Schlange begegnet.
Versammelnde Amphibien, die Menschen versammeln
Es war Anna, die im E-Mail Verteiler das Event für die jährliche Mitgliederversammlung geteilt hatte. Sie wurde einer meiner liebsten Freundinnen dort wurde. Ich bin nicht nur sehr dankbar für diese wunderschöne Freundschaft, sondern auch dafür, dass ich diese kleine Gruppe von Freiwilligen kennengelernt habe, die sich um das Wohl der mehr-als-menschlichen Wesen kümmern und wie die kleine Gruppe sehr unterschiedliche Menschen aus allen Altersgruppen und allen Arten von Hintergründen miteinander verband. Ihre Motivation, Hingabe, Anstrengung und ihr Eifer, die Kröten zu schützen war faszinierend. Für einige von ihnen schien es mehr als nur eine gewöhnliche Abendbeschäftigung zu sein, sondern eher ein Lebenszweck.
Diese Freiwilligen versuchen, die schädlichen Auswirkungen der Landschaftsfragmentierung zu kompensieren, die den Raum und die Lebensräume von nicht-menschlichen Lebewesen stört. Sie richten das Augenmerk auf Organismen, die ansonsten oftmals von der Mehrheit nicht wahrgenommen werden. Denn allein beim Vorbeifahren und beim Sehen der Schilder machen sich Menschen vielleicht etwas mehr über die Folgen von Straßenbau auf andere Lebewesen bewusst. Während ungewiss ist, ob dieser Ansatz das System signifikant verändern wird, wäre Nichtstun schlimmer. Diese Bemühung gibt Hoffnung, dass einige dieser Amphibien überleben und ihre Migration in den kommenden Jahren fortsetzen können. Vielleicht werden die Amphibien sich anpassen und sich um das Hindernis der Straße herum entwickeln, zum Beispiel mit einem großen Sprung über das Hinderniss hinweghüpfen? Vielleicht werden auch die Menschen sich anpassen und die Autos der Zukunft in der Luft schweben? Nur die Zeit wird es zeigen.